Regionen ohne Tourismus
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Tourismusberatung Richard Bauer

Stirbt die regionale Wirtschaft ohne Tourismus? Wie lokale Investitionen Österreichs Regionen beleben

Stellen Sie sich vor, die Tourismusbranche in Österreich würde verschwinden. Was würde mit den über 310.000 Arbeitsplätzen passieren? Wie würden die zahlreichen ländlichen Gemeinden überleben, deren Wirtschaft maßgeblich vom Tourismus abhängt?

 

Tourismus als Wirtschaftsmotor Österreichs

Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Österreich. Mit Gesamtbeschäftigungseffekten von mehr als 310.000 Vollzeitäquivalenten trägt die Branche maßgeblich zum Wohlstand des Landes bei. Laut Statistik Austria erwirtschaftete der Tourismus 2023 etwa 7,5% des BIP – deutlich mehr als der EU-Durchschnitt von 4,9% (Eurostat, 2023).

Besonders beeindruckend: Österreich verzeichnet pro Einwohner etwa 17 Übernachtungen – einer der höchsten Werte in Europa. Zum Vergleich: Deutschland kommt auf etwa 5 Übernachtungen pro Einwohner, Frankreich auf 6,2 (European Travel Commission, 2023).

 

Regionale Wertschöpfung durch Tourismusinvestitionen

Wenn ein Tourismusbetrieb investiert, profitiert hauptsächlich die lokale Wirtschaft. Analysen zeigen, dass rund 81% des Investitionsvolumens an Unternehmen fließen, die innerhalb eines 60-Kilometer-Radius um den Investitionsstandort angesiedelt sind.

Bei genauerer Betrachtung der Lieferantenstruktur zeigt sich, dass 92% der Betriebe ihre Waren und Dienstleistungen von österreichischen Unternehmen beziehen. Nur 7,79% stammen aus anderen EU-Staaten und lediglich 0,15% aus Drittstaaten.

Im europäischen Vergleich ist dieser regionale Fokus bemerkenswert: Eine Studie des Europäischen Tourismusverbands zeigt, dass in anderen alpinen Regionen wie Südtirol oder Bayern der Anteil lokaler Wertschöpfung bei Tourismusinvestitionen bei etwa 65% bzw. 62% liegt.

 

Warum setzen Tourismusbetriebe auf lokale Partner?

Die Gründe für diese ausgeprägte regionale Orientierung sind vielfältig:

  • Kosteneffizienz durch kurze Wege
  • Stabilität der Lieferkette
  • Langfristige Zusammenarbeit bei Wartung und Service
  • Nachhaltigkeit und geringerer CO₂-Fußabdruck

 

Laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich geben 76% der Tourismusbetriebe an, dass die Regionalität ihrer Lieferanten ein wichtiges Kriterium bei der Auftragsvergabe darstellt – ein Wert, der deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 58% liegt.

 

Regionale Wertschöpfung im europäischen Vergleich

Land

Anteil regionaler Wertschöpfung bei Tourismusinvestitionen

Tourismus am BIP

Österreich

81 %

7,5 %

Italien (Südtirol)

65 %

6,1 %

Deutschland (Bayern)

62 %

3,9 %

Schweiz

73 %

5,8 %

Frankreich

59 %

7,1 %

Quellen: OeHT, Europäischer Tourismusverband, Eurostat

Für die österreichische Wirtschaft bedeutet dies: Bei einem jährlichen Tourismusgesamtumsatz von etwa 47 Milliarden Euro (Österreichische Nationalbank) verbleiben rund 35 Milliarden Euro direkt in den Regionen.

 

Fazit: Tourismus als regionaler Wirtschaftsmotor

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Tourismus ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sondern auch ein entscheidender Investitionsfaktor für Österreichs regionale Wirtschaft. Der hohe Anteil an regionaler Wertschöpfung von rund 80% zeigt, dass touristische Investitionen weit über die Branchengrenzen hinaus positive Effekte erzeugen.

Die nächste Urlaubsbuchung ist also mehr als nur eine persönliche Erholungspause – sie ist ein aktiver Beitrag zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe und damit zur nachhaltigen Entwicklung Österreichs.

Quellen: Die Daten basieren auf Auswertungen der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank, Tourism Investment Service GmbH (TIS), Statistik Austria, Eurostat, Europäischer Tourismusverband (ETC), Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Österreichischen Nationalbank.