Kann Österreich den Mountainbike-Boom zum neuen Wirtschafts- und Tourismusmotor machen?
Österreich verfügt über ideale Voraussetzungen für Mountainbike-Tourismus, nutzt sein Potenzial aber längst nicht aus. Ein Blick auf Zahlen, Chancen und Herausforderungen.
2,1 Millionen Österreicher auf zwei Rädern
Mountainbiking ist in Österreich längst kein Nischensport mehr. Mit 2,1 Millionen regelmäßigen Fahrern – das sind 27% der Bevölkerung ab 15 Jahren – gehört Österreich zu den führenden Mountainbike-Märkten Europas. Seit 2020 ist die Nutzung um beeindruckende 15% gestiegen, ein Trend, der durch die Corona-Pandemie noch verstärkt wurde.
Ein Milliardengeschäft im Werden
Die wirtschaftlichen Dimensionen sind beachtlich: Der Mountainbike-Tourismus generiert bereits heute 835 Millionen Euro direkten Umsatz jährlich und sichert 13.400 Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Doch das ist erst der Anfang – Experten sehen das Potenzial für eine Steigerung der Nächtigungen um 50% bis 2030.
Die E-Bike Revolution verändert alles
Besonders spektakulär ist die Entwicklung bei E-Mountainbikes: Ihr Marktanteil explodierte von 23% (2019) auf 47% (2024). Diese Entwicklung eröffnet völlig neue Zielgruppen – von Familien über ältere Semester bis hin zu weniger trainierten Genussfahrern. Plötzlich wird Mountainbiking für Millionen Menschen zugänglich, die bisher nicht daran gedacht hätten.
Das große regionale Gefälle
Hier zeigt sich jedoch ein zentrales Problem: Während in Tirol und Salzburg 42% der Forststraßen für Mountainbiker freigegeben sind, liegt dieser Wert in anderen Bundesländern teilweise unter 10%. Diese Ungleichheit bei den insgesamt 27.800 Kilometer offiziellen Strecken limitiert das touristische Potenzial erheblich.
Konflikte programmiert
Das rasante Wachstum bringt aber auch Probleme mit sich. 32% der Mountainbiker befahren regelmäßig nicht freigegebene Wege, was zu steigenden Konflikten mit Wanderern, Jägern und Grundeigentümern führt.
Die ungenutzten Chancen
Österreich konkurriert mit etablierten Destinationen wie der Schweiz und Südtirol, hat aber einen entscheidenden Vorteil: die natürlichen Voraussetzungen sind perfekt. Was fehlt, ist die koordinierte Angebotsentwicklung und Vermarktung.
Besonders attraktiv sind die Möglichkeiten zur Saisonentzerrung: Mountainbike-Tourismus funktioniert ideal in Frühjahr und Herbst, wenn traditionelle Sommerdestinationen weniger besucht sind. Kaufkräftige Zielgruppen könnten so ganzjährig erschlossen werden.
Regional denken, international handeln
Die größten Entwicklungschancen liegen in den bisher unterrepräsentierten Regionen: Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark haben enormes Aufholpotenzial in der Angebotsentwicklung. Das Burgenland könnte sich zB als familienfreundliche E-MTB-Destination positionieren, während Kärnten eine ganzjährige MTB-Destination anstreben könnte.
International wäre Österreich als Premium-Mountainbike-Destination prädestiniert und kann dabei besonders kaufkräftige Märkte erschließen. Mehrtagestouren und die Integration in bestehende Routen wie den Donauradweg bieten zusätzliche Potenziale.
Der Weg nach vorne
Um diese Chancen zu nutzen, braucht es eine koordinierte nationale Strategie. Koexistenz-Modelle für verschiedene Nutzergruppen, einheitliche Qualitätsstandards und der Ausbau der E-Bike-Infrastruktur sind nur einige der notwendigen Schritte.
Die Herausforderungen sind komplex, aber durchaus lösbar. Erfahrene Tourismusexperten wie die Tourismusberatung Richard Bauer, die sich auf strategische Tourismusentwicklung spezialisiert hat, können dabei helfen, das vorhandene Potenzial systematisch zu erschließen. Mit koordiniertem Vorgehen könnte Österreich seine natürlichen Vorteile voll ausspielen und den Mountainbike-Tourismus zu einem noch wichtigeren Wirtschaftsfaktor entwickeln.
Fazit: Österreich sitzt auf einem touristischen Goldschatz, den es bisher nur teilweise hebt.
Quellen: Die Daten basieren auf Auswertungen von Spectra Marktforschung 2024, Österreichische Tourismusbank 2023, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft 2023, Österreichischer Alpenverein 2023, Fahrrad-Industrieverband Österreich 2024